Stimmen

„Ich kenne Georg Gerry Tremmel seit drei Jahren als vielseitigen und qualifizierten Chorleiter aus zwei verschiedenen Chören und aus regelmäßig stattfindenden Chor-Workshops. In diesen Jahren habe ich aufgrund seiner herausragenden Qualitäten als Leiter von mehrstimmigen Chören mit Begeisterung und konstant an den von ihm geleiteten Angeboten zum Chorsingen teilgenommen.

Georg G. Tremmel versteht es ausgezeichnet, die Motivation der Chormitglieder durch seine freundliche und zugewandte Art, sein Fachwissen sowie durch ein vielfältiges Repertoire anzuregen. Es gelingt ihm, die Sangesfähigkeit der Chormitglieder durch eine facettenreiche und pädagogisch versierte Stimm- und Gehörbildung zu fördern und – quasi nebenbei – musiktheoretisches Wissen und anatomische Grundlagen zu vermitteln sowie Leidenschaft für klassische Musik ebenso wie für Pop und Musicals zu wecken. Auch Übungen zur Intonation, Rhythmik, Atemtechnik und Aussprache setzt er situationsadäquat und kenntnisreich ein.

Seine eigenen hohen Instrumental- und Gesangsqualifikationen verwendet Georg G. Tremmel versiert zur Unterstützung beim Einstudieren neuer Lieder bzw. Arrangements und fungiert somit als Vorbild und Lehrer gleichermaßen.“  (Kirsten Bruhns, Dipl.Soz., M.A. Päd.)

„Ein wichtiger Teil von Georg G. Tremmels Arbeit mit dem Chor ist die Stimmbildung, wobei es um Fragen wie Resonanz, Körperhaltung und Atmung geht. Auch wird in Übungen geschult, dass die Stimmfächer des Chores aufeinanderhören und miteinander harmonieren.

Das Repertoire ist sehr abwechslungsreich: die Mischung aus Rock, Pop, Balladen, Oldies, Musical-Songs, Spirituels und Volksliedern ließen kaum Wünsche offen. Auch auf Vorschläge aus dem Chor wird eingegangen.

Die Arbeitsweise von Georg G. Tremmel ist von Verlässlichkeit, Emphase und aufmerksamer Begeisterung geprägt. Diese Liebe zur Musik hat den ganzen Chor beeindruckt und gestärkt. Selbst für ein jährliches, dreitägiges Chorwochenende mit Auftritt und der Fusion eines befreundeten Chores nahm sich Georg G. Tremmel Zeit.“  (Robert Schwabe,Dipl. Oec. troph., Chefredakteur)

„Im Herbst 2007 entstand unter der Leitung von Georg G. Tremmel der Laienchor „Tremmoli“ in Landau a.d. Isar. Seitdem hat der Chor eine große, sehr positive Entwicklung genommen. Mit fast ausschließlich nicht des Notenlesens kundigen und musikalisch nicht vorgebildeten Sängern gelang es ihm, in geduldiger, aber konsequenter Kleinarbeit, unsere Stimmen zu fördern und einen beachtlichen Chorklang mit sehr offenen Stimmen zu entwickeln.

Dabei wählte er ausnahmslos anspruchsvolle, durchgängig mindestens vierstimmige Lieder aus den Stilrichtungen Rock, Pop und Jazz aus. Seine sehr sorgfältige Einstudierung erlaubte es uns, die Lieder auch auswendig vorzutragen. Hervorzuheben ist auch die gute „Stimmung“, die trotz anspruchsvoller Arbeit immer bei unseren Chorproben herrschte.

Meine eigene Stimme (Alt) hat sich dank seiner kundigen Stimmbildung sehr positiv entwickelt. So singe ich inzwischen auch gut bis f2 (vorher d2).“  (Kathrin Hippmann, Sonderschullehrerin)

„Als Leadsinger der Band Loonataraxis (New School Crossover) bin ich immer wieder vor neue Extrembereiche der Stimme gestellt.
Georg Tremmel’s großes psychologisches Einfühlungsvermögen hat von Anfang an zu einer entspannten und lockeren Atmosphäre beigetragen. Besonders hervorheben möchte ich seine Offenheit gegenüber nahezu jeglicher Art von Musik. Sein Zugang auf mich und der respektvolle Umgang mit mir als Schüler waren für mich eine große Hilfe, mich zu öffnen und das Gefühl zu haben in richtigen Händen zu sein. Der Unterricht war nie eine bloße Lehrer-Schüler Beziehung, in der nur der Schüler vom Lehrer lernt, sondern auch umgekehrt. Genau das macht Herrn Tremmel aus, daß er durch seine Bereitschaft auch vom Schüler zu lernen stetig seinen Unterrichtsstil verbessert und nie ein starres Modell durchzieht.

Obwohl ich als Rocksänger eigentlich nicht so im klassischen Bereich angesiedelt bin, konnte ich großen Nutzen aus dem Unterricht mit Herrn Tremmel ziehen. Die Arbeit an Intonation und Tonansatz war enorm ertragreich und ich konnte in kurzer Zeit beträchtliche Fortschritte feststellen.

Herr Tremmel hat unter anderem immer wieder in mir das Bewusstsein geweckt, wie wichtig eine konstante und gewissenhafte Übungsweise ist.
Die Einstellung „Ohne Fleiß kein Preis“ in Verbindung mit Herrn Tremmel’s professioneller Anleitung waren für mich der Schlüssel zu meiner Weiterentwicklung.

Sein Gesangsunterricht beinhaltet jedoch nicht nur bloßes Techniktraining, sondern auch die Ausbildung eines allgemeinen Verständnisses gegenüber der Musik, sowohl im praktischen als auch theoretischen Sinne.

Das wichtigste für meine persönliche Entwicklung als Sänger war jedoch die Steigerung der Effizienz. Durch Herrn Tremmel habe ich gelernt, meine Stimme schonender einzusetzen und trotzdem gleiche und sogar bessere Ergebnisse zu erzielen. Durch die Verbesserung meiner Atmung und Technik bin ich heute in der Lage, viele anspruchsvolle Singstile mit wesentlich weniger Kraftaufwand zu interpretieren und damit zu spielen.“ (Marco Klingel, Musiker/Erzieher)

Ich habe Gesangsstunden bei Georg G. Tremmel genommen, um mich für die Aufnahmeprüfung der Musicalschule vorzubereiten.

Durch den Unterricht konnte ich mehr Struktur in mein Üben bringen und Techniken neu erlernen und verbessern. Für mich waren vor allem die Atemtechniken und Übungen für die Kopfstimme sehr hilfreich und auch erfolgreich. Durch die sehr gut erklärten, oft bildlich und mit ganzem Körpereinsatz dargestellten Anweisungen, konnte ich die Übungen und die damit verbundenen Techniken verstehen und gut umsetzen.

Außerdem habe ich an einem Chorworkshop von Georg G. Tremmel teilgenommen, bei dem mit viel Freude verschiedenste, mehrstimmige Musikstücke gesungen wurden. Durch den vollen Einsatz als Chorleiter, hat Georg G. Tremmel die Sänger immer wieder motiviert und gepusht.

Georg G. Tremmel hat mich sehr motiviert, immer weiter zu üben und an mich zu glauben. Die Gesangsstunden haben sich für mich nicht wie Arbeit angefühlt, da Georg G. Tremmel nicht einfach nur trockene Techniken lehrt, sondern mit Herz und Seele dabei ist. Ich konnte sehr viel lernen und vor allem daran zu arbeiten, um die Aufnahmeprüfungen zu meistern. (Daniela Ascherl)

Das brillante Buch von Georg Gerry Tremmel stützt sich auf Puccinis Oper >Madama Butterfly< von 1904 und untersucht eine Hauptquelle für die Texte der Opertragödie. Diese Herkunft findet sich bei John Luther Longs Roman >Madame Butterfly<. Der Roman wird hier analysiert und heraus springen erstaunliche Ergebnisse einer modernen Wissenschaft, die zu Recht bisherige wissenschaftliche Arbeiten über Puccini kritisiert, weil sie nur «Sensationshunger» stillen wollen und Quelleninformationen einfach «passend» missbrauchen. Tremmel demgegenüber verdeutlicht, dass der eigentliche Inhalt von Long auf die «Umwertung der Werte» (Nietzsche) deutet, aber der Operntext daraus einen «kontrollierten institutionellen Wandel» (Parsons) macht. Die Brisanz für die Zeit vor 1933 und die Zeit nach 1945 ist somit nur schwer zu übersehen, womit dieses Büchlein (insgesamt 120 Seiten) einen überragenden Stellenwert erhält. Der Verweis auf die moderne Wissenschaft besagt u.a., dass sich bei einem Rückgriff auf die von Tremmel angegebene Primärquelle, eben die Oper von Puccini (z.B. über DVD – 1986 und CD – 1968), die Konsequenzen der Tragweite dieser Schrift enorm erhöhen.

Wie vielleicht bekannt, wurde durchaus die Kunst manchmal als Gegenpol zur Religion verstanden und zur Kunst gehört u.a. über Nietzsche mit seiner anfänglichen stürmischen Freundschaft zu Wagner vor allem die Musik. Die Musik wiederum wurde von vielen Philosophen, Psychologen, Soziologen, Anthropologen usw., kurz von den Humanwissenschaften immer wieder als typisch menschlich betrachtet. Nach langen theoretischen Entwicklungen ist es schließlich dem Soziologen Werner Stark (1987) eingefallen, von der Musik so zu sprechen, als ob diese auf ein «Gefühl der Unrealität» deutet. Dies ist zunächst kein Irrtum, aber Tremmel weist in seinem Buch darauf, dass sich hinter dieser Annahme oft auch Blauäugigkeit («heroische Herausforderung») und Unwissenheit («Sherlock-Holmes-Manier») verbergen, denn zunächst gilt es, sich bei Problemlösungen mit Tatsachen vertraut zu machen.

«Die vorliegende Arbeit soll Anregungen geben für einen richtigen Umgang mit historischen, in diesem Falle juristischen Fakten, die einen Zugang zum Verständnis der hier vorliegenden literarischen Materie ermöglicht.» In der Tat baute Puccini auf ein „Gefühl der Realität“ und die Texter von ihm achteten auf geschichtliche Daten. In den Operntexten orientierte man sich, wie Tremmel nachweist, auf die Meiji-Restauration des alten Japan und verknüpfte dies geschickt mit der Weltausstellung 1904 in den USA (St. Louis).
Der Inhalt der Oper sei kurz über die in «außergewöhnlicher Weise bejubelte Aufführung von 1986» besprochen (DVD – Textbeilage). Das Bühnenbild war «ein nur aus Steinen und Sand zu bestehen scheinender Garten und darin das hölzerne Haus». Im ersten Akt steht die Hochzeit des amerikanischen Leutnants Benjamin Franklin Pinkerton und der japanischen Cio-Cio-San (Butterfly) im Vordergrund. Der Text (Cd – Textbeilage) verrät, worum es eigentlich geht: «So heirate ich (=Pinkerton) nach japanischer Art für 999 Jahre, doch mit dem Recht, mich jeden Monat daraus zu befreien!» Der zweite Akt erster Teil dreht sich um das Warten von Frau B.F. Pinkerton (Butterfly). Pinkerton verließ seine „Zerstreuung“ kurz nach der japanischen Hochzeit und nun erhofft die Gattin zusammen mit ihrer Dienerin (Suzuki) sowie ihrem Kind (Trouble) die Rückkehr ihres Gemahls. Als der Konsul (Sharpless) eigentlich übermitteln sollte, dass der Leutnant nun mit einer Amerikanerin verheiratet ist, zeigt ihm Butterfly ihr Kind, «mit blauen Augen (und) goldenen Locken». Der Konsul sieht sofort, dass es amerikanisches Blut in sich birgt. Der zweite Akt zweiter Teil steigert sich zum dramatischen Ende. Die amerikanische Frau des Leutnants (Kate) soll mit der Hilfe von Suzuki das Kind zugesprochen bekommen. Der Leutnant zeigt Reue, der Konsul verweist auf seine Prophezeiungen (1.Akt), Butterfly schickt das Kind zum Spielen und verübt dann Selbstmord. Wie von Ferne hört man kurz vorher von B.F. Pinkerton dreimal den Namen Butterfly rufen, also biblische Symbole finden sich nicht wenige in der Oper, dann fällt der Vorhang.
Tremmel stützt sich vornehmlich auf die Kurzgeschichte von Long (1898): «dabei soll die japanische Institution „Zeitehe“, die ja das zentrale Thema der Erzählung ist, aus juristischer Sicht kritisch reflektiert werden, um einen Bezug zur formalen und inhaltlichen Struktur des Werkes herstellen zu können.» Der Autor reflektiert dabei die Entstehungsgeschichte der Erzählung und stellt fest, dass Long über Cho-Cho-San (Butterfly) u.a. sagt: «Sie hat alles Menschliche». Tremmel analysiert dann die Handlung und erkennt: «Mittels der Institution „Zeitehe“ verfolgt der Offizier von Anfang jedoch nur ein einziges Ziel: nämlich den totalen Identitätsverlust der Japanerin.» Er verweist ferner darauf, dass die amerikanische Ehefrau, Adelaide bei Long bzw. Kate bei Puccini, zum Schluss die Japanerin als «Spielzeug» tituliert.

Der Ehrverlust führt bei Butterfly zur Selbstmordabsicht. Aber bei Long hält das Kind die Japanerin schließlich von der Vollendung ab und am nächsten Tag, als Adelaide wohl wieder über das Kind reden möchte, ist das Haus von Madame Butterfly leer. Tremmel geht jetzt der Spur nach, die sich ergibt «aus dem Prozess der Heiratsvermittlung (über Goro) und deren Konsequenzen aus der Abreise bzw. Rückkehr des amerikanischen Marineoffiziers Benjamin Franklin Pinkerton für die Protagonistin Madame Butterfly.» Bei Long, so stellt Tremmel fest, liegt «der Akzent auf die Phase der Trennung und der Rückkehr des Offiziers.» Bei Puccini wird allerdings auf Amerika gesetzt: «America for ever» (CD – Textbeilage) und die drei Akte zeigen dann folgendes: 1) der Amerikaner dringt in die japanische Tradition ein; 2) Butterfly orientiert sich an amerikanischen Werten; und 3) die Amerikaner wollen nur das Kind abholen.

Tremmel zeigt, dass bei Long von Anfang an Butterfly in einer Übergangsstufe gefangen war. Von der japanischen Tradition wurde sie verstoßen und von den amerikanischen Werten nicht gemocht, sie wurde gar zum Selbstmord getrieben. Der Offizier allerdings sieht sich als naive Erlösung, wobei Tremmel bei ihm auch vom «Deformierungsplan» spricht. Im Anfang sind Pinkerton und Butterfly verheiratet und deshalb betrachtet Tremmel «das japanische Eheschließungsrecht», vor allem aber auch, weil der Hinweis von Long auf die „Zeitehe“ eine solche Dramatik nicht erzeugen kann. Puccini ergänzte da mit dem «rechtlichen Rahmen der Eheschließung». Jetzt kann sich die ganze Tragödie entfalten, so Tremmel, weil der Amerikaner sich auf die japanische Tradition verlässt und die Japanerin auf amerikanische Werte hofft.

Was dabei passiert, ist sorgfältig von Tremmel dargelegt, nämlich Madame Butterfly wird «entpersonalisiert». Es ist beeindruckend, wie Tremmel dann auf der Grundlage geschichtlicher Erkenntnisse die Hauptpersonen der Oper >Madama Butterfly< analysiert, zunächst Pinkerton (Linkerton in der deutschen Übersetzung), dann Butterfly und schließlich die Beziehungen von Butterfly zu den anderen hier erwähnten Personen. Letztlich gibt Tremmel gar zu verstehen, dass über Pinkerton seine Gattin Butterfly «zur Mietfrau» des Prinzen Yamadori und sogar zur „Mietmutter“ von Kate bzw. Adelaide hätte werden können. Nun, bei Long wird Butterfly oder die Generation im Übergang («Sie hat alles Menschliche») nicht in den Tod getrieben, denn Butterfly verzichtet und ergreift mit ihrem Kind die Flucht. Die Kurzgeschichte von Long, so Tremmel, dokumentiert eine globale Umstrukturierung, die sich «an den westlichen Vorbildern orientieren musste.»
Aber was machte Puccini aus dieser Geschichte? Er lässt am Anfang Linkerton und Goro das «eheliche Nest» begutachten und kurz vor dem Ende hat der amerikanische Offizier zu singen: «Ich fühle fürchterliche Reue (mich plagt mein Gewissen)», womit er auch wieder sympathisch werden kann. Der Schluss hat es dann aber bei Puccini in sich: Butterfly setzt das Kind hin; «sie gibt ihm die amerikanische Flagge und eine Puppe zum Spielen – Dann stirbt sie. Linkerton kniet neben ihr, während Sharpless das Kind aufnimmt» (CD – Textbeilage). Mit der Version von 1986 (DVD) wurde dies entschärft.

Da kann man|frau doch noch Stark (1987) zustimmen, dass letztlich auch in der Oper eine «orgiastische Unterbrechung» gesucht wird, somit ein «Gefühl der Unrealität» nicht von der Hand zu weisen ist. Aber was wissen wir nun über die «operative Arbeitsmethode des italienischen Komponisten und seiner Librettisten»? Ja, die hatten ein feines Gespür für Geschäfte und ließen es 1904 in der Euphorie der Weltausstellung knallen: Am Anfang «America for ever» und am Ende ein amerikanisches Fähnchen schwingen.

Tremmel schreibt in seinem Buch, dass sich ein «Gefühl der Unrealität» durchaus einstellen kann, wenn man|frau sich einfach nur in eine Oper begibt. Wenn sich jedoch mit diesem Sujet eine moderne Forschung auseinander setzt, dann erscheinen Tatsachen, die liebend gern von gewöhnlichen Wissenschaftlern bzw. Wissenschaftlerinnen verschwiegen werden wollen oder müssen.
Der Autor zeigt eindrucksvoll, welche Brutalität eine «Umwertung der Werte» in Kauf nimmt, er weist darauf mit welchen Opfern gar ein «kontrollierter institutioneller Wandel» verbunden ist und er führt den Leser bzw. die Leserin noch weiter, indem er andeutet, wie verlogen eine Ethik der Globalisierung sein kann. Ist Kunst und in diesem Falle die Musik ein Gegenpol zur Religion? Nein, denn hier zeigt sich nur, dass die Musik eine Unterstützung vom Kapital erheischt und somit ist wohl wahr, was Stark (1987) so einfach sagte: «Der kapitalistische Markt ist augenscheinlich nicht in der Lage, alle menschlichen Bedürfnisse vollständig zu befriedigen.»

Tremmel meint aber noch mehr und er sagt in etwa: wenn sich die Forschung nicht langsam mit den Grundlagen und Fakten intensiver zu beschäftigen weiß, dann gereicht u.a. die Musik allenfalls zur Verdummung, was wiederum dem kapitalistischen Markt nicht unangenehm ist. Damit hat Tremmel Brücken zu Grundlagen gelegt und Türen weit aufgestoßen, sich auch bei der Musik durch das „Gefühl der Realität“ zu erweitern und zu vertiefen.

>Butterfly< ist nicht nur etwas über Promiskuität und Prostitution, dieses Thema hat einen sehr tiefen Inhalt.
Tremmel, und dies sei nicht verschwiegen, hat eine Schrift veröffentlicht, die es gar wert ist, bereits schon in den Schulen zu besprechen, denn – um es gesagt zu haben – Madame Butterfly ist zu Beginn 15 Jahre alt.

Damit habe ich auch angedeutet, dass das Buch nicht so schnell an den Erwachsenen vorbeigehen sollte. Denn es gibt wohl nichts Schlimmeres bei der Balance zwischen alten und neuen Werten als die Tatsache, dass die Älteren überhaupt nichts mehr über Werte wissen.“ (Norbert Zander, Dr. sc. pol, Dipl. Soz. Wiss.)

 

Bei der Lektüre der überaus interessanten und detailreich gestalteten Analyse wird auch der juristisch bewanderte Leser mit für ihn interessanten Informationen bedient.

Nachdem kurz dargestellt wird, dass zwar John Luther Long die rechtlichen Voraussetzungen der von ihm geschilderten Zeitehe“ nicht darstellte, Puccini in seiner Oper sich aber recht detailliert mit dem damaligen japanischen Recht auseinandersetzt, stellt der Autor die rechtlichen Grundlagen des damaligen japanischen Eherechts dar.

Sodann streift der Autor kurz den Grundgedanken des „ie-Systems“, der das gesamte japanische Familienrecht der damaligen Zeit (und teils auch noch das heutige Recht) prägte und stellt kurz die geschichtlichen Entwicklungen dar, die zur Kodifizierung des japanischen Rechts im japanischen Bürgerlichen Gesetzbuch von 1898 führte. In diesem Zusammenhang wird völlig richtig angemerkt, dass das japanische Bürgerliche Gesetzbuch maßgeblich auf den ersten Entwurf des deutschen BGB zurückgeht.
Dass sich allerdings gerade im Ehe- und Familienrecht faktisch das ie-System im Wesentlichen durchsetzte, erwähnt der Autor an dieser Stelle nicht. Dies ist letztlich allerdings auch unnötig, da wohl jedem Leser klar sein dürfte, dass das Institut einer Zeitehe“ auch nicht in den ersten Entwürfen des deutschen BGB vorgesehen war. Vor dem Hintergrund der Forderung einer bayerischen Landrätin in jüngster Zeit, in Deutschland eine auf einige Jahre befristete Ehe einzuführen, schließt sich dennoch insoweit ein amüsanter Kreis.

Der Autor subsumiert nunmehr Szenen im ersten Akt von Madam Butterfly unter die materiellen Voraussetzungen des Eheschließungsrechtes nach altem japanischem Bürgerlichem Gesetzbuch und weist nach, dass eine wirksame Eheschließung nach sog. sancankudo-Ritus durch Vertragsschluss mit einem Heiratsvermittler vorliegt.
Dem Leser wird eine der westlichen Welt völlig fremde Form der Ehe, sowohl was die Eheschließung (durch Vertragsschluss mit einem Dritten) als auch was die Auflösungsmöglichkeiten angeht, dargestellt. Insbesondere die Möglichkeit der Beendigung der Ehe durch die Kündigung eines in dem Eheschließungsvertrag mit dem Heiratsvermittler ebenfalls enthaltenen Mietvertrages bzgl. der Ehewohnung beschreibt der Autor mit dem Begriff der „Mietfrau“ sehr plastisch. An dieser Stelle hätte es sich angeboten, den Bogen zu den Ausführungen zum ie-System zu spannen, zeigt sich doch gerade hier das traditionelle Verständnis des alten japanischen Rechts, wonach die Hausgemeinschaft als zusammengehöriger Verband von Personen unter dem Vorstand eines „Hausvorstehers“ durch die Auflösung eben dieses Hausstandes beendet wird.

Der Autor setzt sich in der Folge damit auseinander, inwieweit alleine der Auszug des Protagonisten eine Auflösung der Ehe des Paares zu Folge hat (was er verneint) und inwieweit den Ehegatten jeweils welcher Scheidungsgrund zur Seite stehen könnte. Auch die diesbezüglichen Ausführungen gestaltet der Autor sehr aufschlussreich, auch wenn ihm vielleicht in seinen juristischen Schlussfolgerungen (etwa wenn er erklärt, die zweite Ehe Pinkertons in Amerika würde per se für das japanische Rechtssystem keine Rolle spielen) nicht immer zwingend gefolgt werden muss.

Alles in Allem eine auch aus dem juristischen und insbesondere rechtshistorischen Blickwinkel interessante Lektüre, die weiter zu empfehlen ist.“ (Johannes Jahrbeck, Richter am Familiengericht)

 

„Die Tragödie um Madame Butterfly ist ein Hauptwerk Puccinis, manchen gilt sie als der Höhepunkt seines Werks schlechthin, und sie ist eine der meistgespielten Opern überhaupt.

Ihre literarischen Vorlagen sind hingegen so gut wie vergessen. Die 1898 erschienene Kurzgeschichte Madame Butterfly des Amerikaners John Luther Long – neben Pierre Lotis Roman Madame Chrysanthème (1885) und David Belascos Theaterstück Madame Butterfly (ca. 1900) eine der drei Quellen Puccinis – ist im Original zwar als Taschenbuch lieferbar, deutschsprachigen Lesern ist sie jedoch nicht zugänglich. Die einzige jemals, nämlich 1910, veröffentlichte Übersetzung muss leider als misslungen bezeichnet werden und ist wohl deshalb bis heute nicht neu aufgelegt worden.

Dabei sind gerade auch die Textversionen von Puccinis Opern eingehend zu betrachten. Schließlich zählte er zu jenen Komponisten, die sich nicht damit zufrieden gaben, bestehende Texte und Sujets zu vertonen. Er bemühte sich selbst intensiv um das Libretto, um den Einklang von Text und Ton. Dass er sich dabei gemeinsam mit seinen Librettisten – maximalen Bühneneffekt und größtmögliche Publikumsakzeptanz im Blick – „dramaturgische Freiheiten“, den wohl unvermeidlichen Gang ins Klischeehafte und kritisch zu hinterfragende „künstlerische Kompromisse“ zugestand, verwundert wenig und wird in der Regel hingenommen.

Und doch sieht die Entstehungsgeschichte der Oper ebenso wie die Tragik ihrer Protagonistin mit anderen Augen, wer die Originalvorlagen tatsächlich kennt und den Wandel der Figuren im Zuge ihrer Vertonung nachvollziehen kann.

Die vorliegende Arbeit des Musikwissenschaftlers Georg G. Tremmel ist deshalb nicht allein für die Forschung, sondern auch für das Publikum von Bedeutung. Mit Sorgfalt und Hingabe, gleichwohl aus kluger Distanz hat Tremmel es sich als erster Wissenschaftler zur Aufgabe – und man ist geneigt zu sagen: zur Lebensaufgabe (seines jungen Lebens) – gemacht, den formalen und inhaltlichen Strukturen von Puccinis Vorlagen auf den Grund zu gehen und daran die Arbeitsmethode des Meisters und die Fortentwicklung dessen Werks nachzuzeichnen. Dabei erweist sich Tremmel aber ganz und gar nicht als Gefangener seiner Disziplin, sondern lässt vielmehr universalwissenschaftliche Ansätze erkennen, die bemerkenswert und für das Verständnis des Werks essentiell sind.

Den ersten Schritt in die Öffentlichkeit ist er nun mit seiner Analyse von John Luther Longs Madame Butterfly gegangen, ebenso intensiv und ganzheitlich setzt er sich mit Loti und der Vertonung von André Messager (Opera lyrique Madame Chrysanthème) sowie Belascos Madame Butterfly auseinander. Seine Arbeit über Lotis Madame Chrysanthème, mit der Puccini sich besonders intensiv befasste, erwarten wir deshalb mit Spannung.

Doch vorerst zu John Luther Long und seiner Darstellung der ungleichen Beziehung zwischen dem amerikanischen Marineoffizier Benjamin Franklin Pinkerton und der minderjährigen Japanerin Cho-Cho-San alias Madame Butterfly im ausklingenden neunzehnten Jahrhundert, zu einer Kurzgeschichte also, die nicht nur den clash of civilizations in seinem historischen Zeitrahmen verdichtet, sondern, besonders schmerzhaft, auch den clash zwischen Illusion und Wirklichkeit vorführt, wie er, sozusagen losgelöst von Zeit und Raum, Menschenleben zerstören kann.

Das zentrale Missverständnis zwischen Pinkerton und Cho-Cho-San ist nicht allein emotionaler Natur: Der eine sucht ein zeitlich begrenztes Abenteuer, die andere meint, die Beziehung fürs Leben eingegangen zu sein. Nein, das Missverständnis ist auch und vor allem rechtlicher Natur – das führt Georg Tremmel ebenso klar wie brisant vor Augen: Während der Amerikaner sich überhaupt nur auf eine Ehe mit Cho-Cho-San einlässt, weil er sie nach japanischem Recht schließen kann, also im Sinne einer „Zeitehe“, aus der man sich (als Mann) einigermaßen problemlos und ohne die Schuldfrage gestellt zu bekommen, verabschieden kann und die offenbar zu nichts verpflichtet, während er also ein vage gefasstes Recht zu seinem Vergnügen ausnutzt und sich letztlich darüber hinwegsetzt, lebt die Japanerin in dem Glauben bzw. in der vermeintlichen Sicherheit, nach amerikanischem Recht verheiratet zu sein. Schließlich hat sie einen amerikanischen Bürger geehelicht, in dessen Heimat die Ehe mit Anspruch auf „ewige Gültigkeit“ geschlossen wird. Wie gravierend die Missverständnisse sind, durchschaut die junge Frau spät, allzu spät. Bei Long ringt sie sich aber auch in größter Verzweiflung dazu durch, für ihren Sohn am Leben zu bleiben (sie flieht mit ihm, um ihn seinem leiblichen Vater Pinkerton zu entziehen, an den sie den blonden Buben nach japanischem Recht zu verlieren droht). Bei Puccini sucht sie bekanntermaßen den bühneneffektvollen Freitod.

Cho-Cho-San ist Pinkertons gefälliges Spielzeug, seine „Modellfrau“, die er von ihrem „natürlichen Umfeld“ isoliert, an der er herummodelliert, solange er Lust dazu hat. Ein, sagt man aus heutiger Sicht, klarer Fall von Missbrauch – insofern spricht Georg G. Tremmel zurecht von Pinkertons „Deformierungsplan“. Butterflys wahre Identität interessiert Pinkerton ganz offensichtlich nicht, er ist ausschließlich mit ihrer Oberfläche beschäftigt und nimmt es – nur zu gern – in Kauf, dass sie ihn für eine Gottgestalt hält und ihm hörig wird. Ob er aber tatsächlich „nach Plan“, also wohlüberlegt vorgeht, als er sich Butterfly gefügig macht, oder nicht vielleicht einfach nach spontaner Neigung, die er ja vor niemandem rechtfertigen muss, und zum unmittelbaren Lustgewinn, ist aus Longs Kurzgeschichte nicht so eindeutig abzuleiten, wie Tremmel glauben machen will. Long spielt zwar auf die Leichtfertigkeit von Pinkertons Handeln an, kritisiert, wenn man so will, sein „Herrscherdenken“, unterstellt ihm aber nicht unbedingt Vorsatz.

Überhaupt ist Long, das ist vielleicht seine größte Stärke, ein Meister des Weglassens. Er lässt viel Raum für Interpretation, auch in Bezug auf die Motive seiner Protagonisten. Möglicherweise greift Georg Tremmel deshalb gelegentlich ein wenig kurz oder, anders ausgedrückt, gesteht den Protagonisten weniger Vielschichtigkeit zu als Long selbst, wenn er sie, in seinem generell zu befürwortenden Mut zur „Interpretation“, auf bestimmte Handlungsabsichten oder „Pläne“ festlegt.

Ob es – dies als Beispiel am Rande – gerechtfertigt ist, dem Heiratsvermittler, der im Englischen marriage-broker, wörtlich nämlich Ehe-Händler, heißt, nachzusagen, er wollte die Ehe, die er vermittelt hat, ohnehin gleich wieder brechen bzw. zerbrechen sehen, ob Long also, wie Tremmel annimmt, den broker“ als Brecher“ verstanden haben wollte, ist eher unwahrscheinlich. Ausgeschlossen ist es freilich nicht; denn ebenjener Heiratsvermittler will die junge Madame Butterfly später mit einem anderen Mann (einem japanischen Prinzen) verkuppeln, weil er weiß, dass Pinkerton entgegen seiner Versprechungen nicht mehr zu seiner japanischen Frau zurückkehren wird.

Georg Tremmel, dem man ein großes Publikum und deshalb künftig mehr Leichtigkeit in seinen Formulierungen wünscht, setzt in seiner Arbeit aus gutem Grund voraus, dass seinen Lesern die Opernfassung der Madame Butterfly hinreichend bekannt ist. Trotzdem hätten mehr direkte Gegenüberstellungen von Longs Kurzgeschichte und Puccinis Libretto sein Debüt durchaus bereichern können. Ob er derlei in künftigen Arbeiten plant? Wir sehen weiteren aufschlussreichen Veröffentlichungen des Puccini-Spezialisten erwartungsvoll entgegen.“ (Melissa Müller, Journalistin und Buchautorin)

 

„Tremmel bereichert seine musikwissenschaftliche Studie des Materials „Madame Butterfly“ von John Luther Long um eine psychologische Analyse des Verhaltens der Protagonistin. Er nutzt hierzu Theoreme der sozialen Lerntheorie von Albert Bandura, aber auch psychoanalytische Konzepte von Sigmund Freud, um die Handlungen und Motive schlüssig auszudeuten.“ (Prof. Dr. Bernhard Kalicki, Staatsinstitut für Frühpädagogik München)